Eine gut funktionierende Kommunikation ist für mich wichtig. Niemand darf in dieser Hinsicht zu kurz kommen. Das klappt in meinen Beratungen und Begleitungen auch, wenn jemand die Gebärdensprache nicht so gut kann. Störungen in der Kommunikation haben bei mir grundsätzlich Vorrang. Erst wenn die Störungen behoben sind haben wir eine Basis. Erst danach können wir uns mit anderen Themen befassen.
Ich bin selber gehörlos und meine Muttersprache ist die Deutsche Gebärdensprache. Wenn ich spreche, bin ich auch gut zu verstehen. Bei entsprechendem Bedarf wird eine Gebärdensprach-Dolmetscher_in hinzugezogen, z. B. bei Familiengesprächen mit verschiedenen Kommunikationssystemen oder bei einer Begleitung in eine Kinderklinik.
Gebärdensprachdolmetscher_innen haben dabei ganz spezielle Aufgaben.
Mir geht es in meiner Arbeit auch um Identitätsfindung, um die Klärung was Gebärdensprache in diesem Zusammenhang bedeutet. Wichtig ist zu klären, ab wann Gebärdensprache genutzt wird und wieso. Ich frage nach den Hintergründen, warum das bestehende Kommunikationssystem benutzt wird.
Hinzu kommt, dass eine gut funktionierende Kommunikation das Selbstwertgefühl stärkt und Menschen dadurch zu „ihrem Ich“ und „ihrer Sprache“ finden.
Hörende Kinder von Eltern mit Gehörlosigkeit (CODA=children of deaf adult) erkennen z.B. durch klare Kommunikationssysteme deutlich das Anders-Sein der Eltern und finden dann auch den Weg zu einer gut funktionierenden Kommunikation mit den Eltern. Ich habe grundsätzlich immer im Blick, dass in so einem „Fall“ die Kinder mit zwei Sprachen und zwei Kulturen leben. Für ein Helfersystem ist es sehr wichtig, dass diese spezielle Situation von CODA adäquat eingeordnet und verstanden wird, um passgenau behilflich sein zu können.
Wie wichtig ist Interaktion?
Nur gebärden oder sprechen ist nicht genug!
Sehr wichtig in der Kommunikation ist das gemeinsame Spiel von Sender und Empfänger (=Interaktion), die Wechselwirkung in der Kommunikation zwischen 2 oder mehreren Personen.
Weil ich auch Gebärdensprachlehrerin bin, kann ich gut steuern, wie die Kommunikation für eine gute Interaktion sein soll. Wenn z.B. Gebärden fehlen, kann ich den Gebärdensprach-Aufbau fördern.
Meine Beratung führt auch dazu, dass Personen durch meine Frage-Techniken angeregt werden, über sich zu reflektieren. Dadurch besteht die Möglichkeit, Vieles neu zu überdenken und das führt zur Identitätsfindung.
Ist die Identität einer Person gefestigt, erst dann ist die Interaktionsarbeit erfolgreich durchzuführen. Die Interaktion wird besser. Die Person versteht besser. Sie ist sicherer darin, welche Botschaften sie sendet. Die Person weiß auch genauer, welche Botschaft sie senden will.
Interaktion ist dann erfolgreich, wenn ich damit mein Ziel erreiche. Dabei ist entscheidend, WIE die Kommunikation ist:
- Wie drücke ich es aus, damit ich bekomme was ich möchte?
- Wie ist meine Körperhaltung und Mimik bei der Kommunikation?
- Ist meine Kommunikation echt? Passen meine Gebärden/Worte mit meinen Gefühlen zusammen?
- Gebärde/spreche ich mit Respekt, Achtung, Liebe und Würde?
- Wie kommt meine Botschaft z.B. bei meinem Partner an?
- Wie wecke ich Bereitschaft z.B. bei meinem Kind, mir zu folgen?
- Wie wecke ich Bereitschaft z.B. bei meinem Arbeitskollegen, mich zu unterstützen?
- Wie kann ich meine Wut so ausdrücken, dass z.B. mein Kind nicht angegriffen wird?
- Wie kann ich meine Trauer so ausdrücken, dass z.B. mein Kind keine Schuldgefühle bekommt?
Es ist notwendig, genau zu verstehen wie wichtig eine gute Kommunikation ist, damit die Interaktion gelingt. Genauso wichtig ist es, das alles zu üben. Gerne bin ich dabei behilflich, z.B. durch Rollenspiele.
Wie setze ich Gebärdensprache ein?
Zu Beginn einer Beratung achte ich stets darauf, in welchem Sprach-System eine Familie oder eine Person kommuniziert (Gebärdensprache, Lautsprache usw.). Für zwischenmenschliche Beziehungen ist es sehr wichtig, dass die Kommunikation gut funktioniert. Und Kommunikation funktioniert dann gut, wenn die Beteiligten über ein gemeinsames und ausreichend beherrschtes Sprach-System verfügen.
Dabei kann es sich um das Sprach-System der Gebärdensprache oder der Lautsprache handeln. Wenn das gemeinsame Sprach-System z.B. die Gebärdensprache ist oder es werden soll, dann müssen der Wortschatz und die Grammatik in Gebärdensprache ausreichen. Stelle ich fest, dass sie nicht ausreichen oder zu ungenau sind, dann baue ich den Wortschatz und die Grammatik auf.
Praktisch sieht das so aus, dass das nebenbei passiert. Mit Erwachsenen passiert das während der Gespräche und mit Kindern beim Erzählen. Durch Nachfragen während der Gespräche vergewissere ich mich immer wieder, ob Gesprächsinhalte und Erzählungen verstanden wurden. Dadurch entsteht die Möglichkeit, über Erlebnisse und Handlungen nachzudenken und den aktiven Sprachgebrauch zu üben.
Wenn Klienten lieber mit Lautsprachbegleitenden Gebärden (LBG) kommunizieren wollen, dann ist das selbstverständlich ebenso möglich.
Auch beim alltäglichen Schriftverkehr bin ich behilflich. Wird ein Brief nicht verstanden, dann übersetze ich ihn in Gebärdensprache.